Belgisches Viertel
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Von der Colonel BEM Adam Kaserne zum Belgischen Viertel

Hier finden Sie ab Herbst 2024 weitere Informationen.

Geschichte der Kaserne

Das Gelände des „Belgischen Viertels“ wurde zutiefst geprägt durch mittlerweile (2024) fast 90 Jahre bewegter Zeitgeschichte.

Mitte der 1930er Jahre fing alles an: Das nationalsozialistische Regime betrieb eine gigantische Aufrüstung. Bereits 1934 wurde die „Metzer Kaserne“ am Lübecker Ring wiederbelegt. Soest wurde damit nach 14 Jahren erneut zur Garnisonsstadt. Darüber hinaus bezog die Wehrmacht 1936/37 zwei weitere, neu errichtete Gebäudekomplexe im Soester Stadtgebiet. Zeitgleich wurde schließlich auch mit diesem Standort die rund zehn Hektar große Fläche zwischen Meiningser Weg und Westenhellweg als Baugrund für eine vierte Kaserne ausgewiesen. Richtfest war am 6. Juni 1939. Der geplante Einzug eines Bataillons des Infanterie-Regiments 64 schien absehbar.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Am 1. September 1939 entfesselte der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Die noch unfertige, für bis zu 800 Soldaten geplante Kaserne wurde umgewidmet.

Ab November 1939 diente sie der Wehrmacht für rund sieben Monate als Stammlager für polnische Kriegsgefangene („Stalag VI E“), anschließend als Internierungslager für zunächst etwa 1.300 kriegsgefangene Offiziere und deren Ordonanzen aus Belgien und den Niederlanden („Oflag VI A“).
Ab Juli 1940 wurden sie dauerhaft ersetzt durch rund 2.000 Offiziere/Ordonanzen aus Frankreich. Die Genfer Konvention garantierte ihnen vorerst eine erträgliche Existenz ohne Arbeitspflicht. Dieses Privileg ermöglichte den Gefangenen ein reges Kulturleben. Zum Mittelpunkt ihrer Religiosität entwickelte sich ein von zwei Offizieren mit christlichen Motiven ausgestalteter Andachtsraum im Dachgeschoss des Blocks 3.

Ab Oktober 1944 stieg jedoch die Anzahl der Internierten deutlich. Die Lebensbedingungen verschlechterten sich drastisch. Am 6. April 1945 befreiten die amerikanischen Truppen schließlich über 5.000 internierte Offiziere aus drangvoller Enge. Hinzu kam eine beträchtliche Anzahl sowjetischer Kriegsgefangener, die – möglicherweise schon ab 1942 – in einem separaten „Russenlager“ in der nordöstlichen Ecke des „Oflag VI A“ eingepfercht waren.

Nach Kriegsende nutzten die alliierten Militärbehörden den Gebäudekomplex vorübergehend als Sammelstelle für ehemalige ausländische Zwangsarbeiter („Displaced Persons“) vor ihrer Repatriierung. Schon ab Mai 1946 diente das Areal dann der Stadt Soest für einige Jahre als Heimstatt für rund 1.600 Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten, vor allem aus Schlesien („O-Lager“). 

Der heraufziehende „Kalte Krieg“ führte indes zu einer Remilitarisierung der Einrichtung. Ab 1951 diente der Gebäudekomplex für Jahrzehnte den Belgischen Streitkräften in Deutschland als eine von vier Kasernen in Soest („Colonel BEM Adam Kaserne“). Erst nach dem Abzug der belgischen Truppen 1994 begann der steinige Weg der alsbald denkmalgeschützten Liegenschaft in die zivile Umnutzung. Die ehemalige Kaserne wurde von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 16 Jahre verwaltet und teilweise von Künstlern und Museen genutzt.
Im Jahr 2016 erwarb die Wirtschaft und Marketing Soest GmbH die Fläche. Zusammen mit der Stadt Soest wurde ein Wohngebiet baurechtlich geplant und die Umnutzung der Flächen gestartet. Hallen und weitere Gebäude wurden abgerissen, neue Kanäle, Leitungen und Straßen gebaut und neuer Wohnraum geschaffen. 

An die ehemalige Kaserne und an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert mitten im Wohngebiet die „Französische Kapelle“, die bereits 1992 unter Denkmalschutz gestellt und 1995 am „Tag des Offenen Denkmals®“ erstmals der Soester Bevölkerung zugänglich gemacht wurde. Sie ist heute Gedenkstätte und Museum für Zeitgeschichte und verbindet somit Vergangenheit und Gegenwart.
Im Jahr 2024 erfolgte der Abschluss der Revitalisierung. Die ehemalige Militärliegenschaft ist heute als „Belgisches Viertel“ ein attraktives Wohngebiet mit einem besonderen Grünzug und über 400 Einwohnern.

Chronik

1938

Baubeginn als Infanterie-Kaserne im Zuge der Wiederaufrüstung durch die Nationalsozialisten

1939

15. November, die noch unfertige Kaserne wird zum Kriegsgefangenenlager „Stalag VI E“ für polnische Soldaten

1940

5. Juni, Umwandlung zum „Oflag VI A“ für Offiziere

31. Juli, Ankunft von etwa 2.000 französischen Offizieren. Ab September begannen die Arbeiten zur Ausgestaltung der Französischen Kapelle

1943

Erstmalige Erwähnung von ca. 300 sowjetischen Kriegsgefangenen im „Oflag VI A“

1945

6. April, Befreiung der inzwischen mehr als 5.000 Kriegsgefangenen durch die Alliierten. Umbenennung des Lagers in „Camp Vantelot“. Unterkunft für „Displaced Persons“ verschiedener Nationalitäten

1946

Unterkunft als „O-Lager“ für 1.600 Ostvertriebene

1951

Lagerräumung und Übernahme der Kaserne durch die belgische Armee
Der erste belgische Kommandant Oberst Julien Bouhon gibt der noch namenlosen Kaserne den Namen „Colonel BEM Adam Kaserne“. Armand Adam war in der gemeinsamen Zeit im „Oflag VI A“ der ranghöchste belgische Offizier. Er war nach seiner Entlassung im Widerstand und wurde 1943 von der deutschen Geheimen Staatspolizei in Lüttich erschossen.

1952

Ein Gedenkort zu Ehren des bei einem Fluchtversuch (1942) ums Leben gekommenen Leutnant Maurice Vantelot wurde im Jahr 1952 auf Veranlassung von Oberst Julien Bouhon errichtet.

1992

3. Februar, Denkmalrechtliche Unterschutzstellung der Französischen Kapelle

1994

Auszug der belgischen Garnison

1995

11. September, Denkmalrechtliche Unterschutzstellung der Hauptgebäude der Kaserne. Eintrag des Gebäudeensembles in die Denkmalliste

1999

Nutzung der „Colonel BEM Adam Kaserne“ mit den Blöcken 3 und 4 durch Kulturinitiativen der Stadt Soest. 

19. Oktober, Denkmalrechtliche Unterschutzstellung der Exerzierhalle und des Denkmals für Leutnant Maurice Vantelot

1996 - 2001

„Die Börde bebt“ – zweitägiges, jährlich stattfindendes Musikfestival

2005

Staatsakt Frankreichs auf dem Kasernengelände anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des „Oflags VI A“

2007 - 2011/2012

Im Rahmen der Regionale 2013 wird eine Nachnutzung der ehemaligen „Colonel BEM Adam Kaserne“ konzipiert.

2016 - 2018

Erwerb der „Colonel BEM Adam Kaserne“ durch die Wirtschaft und Marketing Soest GmbH. Satzungsbeschluss des neuen Bebauungsplans. Kündigung der Mietverträge der Mieter in den Blöcken 3 und 4. Abriss des Blocks 6, des Kinosaals, der Panzerhallen und der Werkstattgebäude. Exhumierung von 21 sowjetischen Kriegsgefangenen und Beisetzung auf dem Osthofenfriedhof. Die Stadtarchäologie entdeckt bei Grabungen auf dem Kasernengelände tausende von Gegenständen aus dem Lagerleben der kriegsgefangenen Offiziere.

2019

Vermarktung der Grundstücke in dem neuen Baugebiet „Belgisches Viertel“.

2020

Bau der neuen Wohngebäude und Beginn der Sanierung der bestehenden Blöcke.

2024

Endausbau der Straßen „Colonel-Adam-Weg“ und „Zur Französischen Kapelle“. Bepflanzung der Grünflächen und Bau des Spielplatzes

2025

Die „Gedenkstätte Französische Kapelle, Museum für Zeitgeschichte in Soest" wird nach sechsjähriger Pause im Dachraum des Blocks 3 mit einer neuen Konzeption eröffnet.

Leutnant Maurice Vantelot

Leutnant Maurice Nicolas Etienne Vantelot ist am 16. Februar 1910 in Bligny-sur-Ouche (Côte-d' Or), Rue du Pont, Frankreich geboren und bei einem Fluchtversuch aus dem „Oflag VI A“ in Soest am 10. Juni 1942 ums Leben gekommen. Am 13. Juni 1942 wurde Maurice Vantelot auf dem Osthofenfriedhof in Soest beigesetzt.

Leutnant Maurice Vantelot hielt sich in den Abendstunden des 10. Juni 1942 im Kellerzugang des Blocks 4 auf. Er erregte die Aufmerksamkeit der Wachsoldaten im gegenüberliegenden Wachturm, sie vermuteten einen Fluchtversuch des französischen Offiziers.
Maurice Vantelot versuchte, mit einem falschen Schlüssel eine Tür zu einer Galerie zu öffnen, die zu einem Gebäude außerhalb des Stacheldrahts führte. Diese Tür war nach früheren Fluchtversuchen von den Lagerbehörden gesperrt worden. Von einem deutschen Offizier gab es an die Wache den Befehl, auf ihn zu schießen.

Der Schuss war tödlich, es gab keine Vorwarnung; die Soldaten schossen von allen Seiten, um die Kameraden des Opfers daran zu hindern, sich zu nähern. Der Ort, an dem Leutnant Vantelot getötet wurde, befand sich innerhalb des Lagers, innerhalb des Stacheldrahts.
Die Ermordung des Leutnants wurde am 8. Dezember 1945 in einem Erfassungsbogen der Kommission der Alliierten zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen (UNWCC) festgehalten. Die Ergebnisse der Untersuchung sind nicht dokumentiert.

Maurice Vantelot hinterließ zwei Töchter, die beide mit ihren Ehemännern zum 60. Todestag ihres Vaters 2002 zu einem Gedenken nach Soest eingeladen wurden.
Der Gedenkort zu Ehren von Leutnant Maurice Vantelot wurde im Jahr 1952 auf Veranlassung von Oberst Julien Bouhon errichtet, der Kommandant der Belgischen Armee der „Colonel BEM Adam Kaserne“ war.
Oberst Bouhon selbst war als belgischer Offizier 1940 Kriegsgefangener im „Oflag VI A“.

Archäologie

Von 2017 bis 2018 fanden im Vorfeld der Neubebauung auf dem Gelände der „Colonel BEM Adam Kaserne“ archäologische Untersuchungen statt. 

In den Schnitten zwischen den Kasernenblöcken kamen nahezu über die gesamte Länge Verfüllschichten mit Material des Offizierslagers aus dem Zweiten Weltkrieg heraus. Die Stadtarchäologie Soest konnte knapp 5.000 Funde bergen. Die Objekte spiegeln eindrücklich das Lagerleben der gefangenen französischen Offiziere wider. Da sie, laut Genfer Konvention, nicht zur Arbeit gezwungen werden konnten, mussten sie ihren tristen Alltag selbst gestalten. So entwickelten sie ein großes Spektrum an Beschäftigungen, wie Sportkurse, Kunstausstellungen und wissenschaftliche Vorträge. 

Die Vielzahl der Funde besteht allerdings aus Objekten zur Nahrungszubereitung oder -aufnahme, denn spätestens in den letzten Kriegsjahren herrschte starker Nahrungsmangel. Auch die hygienischen Zustände waren katastrophal, Toiletten und Heizungen funktionierten nicht mehr, der Krankenstand war dementsprechend hoch.

Geplant für 800 Soldaten war die Kaserne kurz vor Kriegsende mit ca. 4.500 Personen belegt. Geschlafen wurde, wo Platz war; gegessen wurde alles, was möglich war. 

Zu Beginn der Gefangenschaft kamen Päckchen aus der Heimat noch an, oft enthielten sie Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die im großen Umfang auch die Archäologie bergen konnte. 

Als ein besonderes Fundensemble kann ein Messerbänkchen und ein zerscherbt erhaltener zugehöriger Teller gelten, die aus Quimper, der Bretagne, stammen und ebenfalls mittels der Post zu einem Gefangenen gelangt sein müssen. Ein weiteres eindrucksvolles Objekt stellt die gravierte Feldflasche dar: Ein Gefangener hat sie mit FRANCE BELGIQUE ALEMAGNE rund um ein mit Pfeil durchbohrtem Herz beschriftet, auf der korrodierten Rückseite sind noch die Worte LE DILY, eine „39“ und der unvollständige Satz SOUV…IR […] MA […] …APTIVITE zu erkennen.

Sowjetische Kriegsgefangene

Die Gruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen ist eine der großen Opfergruppen des Nationalsozialismus.
Die Nationalsozialisten sahen die slawischen Völker als nicht gleichwertig an. Dass die Sowjetunion die Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen 1929 nicht unterschrieben hatte, gab dem Regime die notwendige Argumentation, die sowjetischen Gefangenen schlechter zu behandeln.
Von den 5,3-5,8 Millionen Gefangenen überlebten 2,6-3,3 Millionen die Internierung nicht. Sie wurden ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung.

Über die sowjetischen Kriegsgefangenen in Soest gibt es wenige Aufzeichnungen.
Aus dem „Oflag VI A“ sind nur Tagebucheinträge und Erinnerungen französischer Gefangener erhalten, die einen Anhaltspunkt über die Zahl der Gefangenen geben können. Nach derzeitiger Forschungslage wird von 300-1.000 Inhaftierten ausgegangen. Anfang 1943 trafen die ersten sowjetischen Gefangenen im „Oflag VI A“ ein. Sie wurden getrennt von den anderen Gefangenen in der Nordostecke des Lagers untergebracht.
Das L-förmige Gebäude war als Pferdestall gebaut und als Veranstaltungsraum genutzt worden, wurde dann aber Unterkunft für die sowjetischen Soldaten. Vor dem Gebäude befand sich sogar ein kleiner Friedhof für verstorbene Kriegsgefangene.

Tod der 21 sowjetischen Soldaten

Vor der Einnahme Soests beschoss die Artillerie der vorrückenden alliierten Verbände am 5. April 1945 die Stadt.
Dabei wurden auch das „Oflag VI A“ getroffen und 21 sowjetische Kriegsgefangene getötet. Weder von deutscher noch von alliierter Seite gibt es Aufzeichnungen über Namen und Herkunft dieser Opfer, nur die Anzahl ist aus Erinnerungen französischer Augenzeugen bekannt.

Anders als bei den französischen Gefangenen sind nur wenige Namen von sowjetischen Gefangenen überliefert; sie sind im Reservelazarett gegen Ende des Krieges verstorben oder starben bei Arbeitseinsätzen.
Die 21 unbekannten Soldaten wurden von sowjetischen und französischen Kameraden mit militärischen Ehren in einem Sammelgrab bestattet. Die sowjetische Flagge wurde aufgezogen und die Nationalhymne gesungen.

Da die Beerdigung nach der Befreiung des Lagers stattfand, war der Ort bekannt: Am 22. Februar 2018 wurden deshalb auf Veranlassung der Wirtschaftsförderung der Stadt Soest die 21 Kriegstoten im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg exhumiert. Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ hat am 26. Februar 2018 die Umbettung auf den Osthofenfriedhof durchgeführt.

Neben diesen 21 gab es bei der Befreiung auch weitere Opfer unter den Kriegsgefangenen. So wurden bei dem letzten Angriff am 5. April 1945 16 Gefangene verletzt, von denen mehrere ihren Verletzungen im Krankenhaus erlagen. Fünf von ihnen sind namentlich bekannt; sie stehen stellvertretend für alle namenlos gebliebenen Opfer des Krieges: Arkadi Burabanow, Chamel Karymow, Asan Saitow, Iwan Jutta und Wassilij Kruglow.

Geschichte der Belgier

In der Besetzungsphase nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Soest ab 1951 zur belgischen Garnisonsstadt mit zeitweise 6.000 überwiegend flämischen Soldaten.

Hier, in der ehemaligen „Colonel BEM Adam Kaserne“ war die 4de Infanterie Brigade mit den Einheiten 5. Linie, 1. Grenadiers, 6. Artillerie und 4. Lansiers stationiert und blieb bis 1994.

Die fast 50 Jahre dauernde belgische Präsenz hinterließ Spuren in Soest: Durch Kulturangebote auf der Kaserne wie etwa Kinoabende, Theateraufführungen oder Batallionsfeste entstanden und existieren freundschaftliche Beziehungen zwischen belgischen Soldaten und der Soester Bevölkerung. 4.500 Kinder der Soldaten wurden in Soest geboren, zahlreiche deutsch-belgische Ehen wurden geschlossen.
Bis 2018 waren im so genannten Block 3 der Kaserne Tausende Exponate aus der belgischen Militärzeit (z.B. Orden, Uniformen, Waffen, Fotos) im „Museum der Belgischen Streitkräfte in Deutschland“ zu sehen. Aufgebaut und gepflegt wurde diese Sammlung vom Soester Burkhard Schnettler. Heute ist die Sammlung fachgerecht an verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen weitergegeben. 

Zu Jahrestagen und Kasernenfesten reisten ehemalige Soldaten und Familienangehörige aus Belgien mit Bussen an, um die alte Heimat wiederzusehen und die Erinnerung zu bewahren.
Heute leben ca. 200 Belgier in Soest, meistens ehemalige Soldaten und Familien in der dritten bis vierten Generation. Auch finden noch Treffen im Internationalen Garnisonsclub Soest statt.

Displaced Persons

Gegen Kriegsende im Frühjahr 1945 hielten sich im ehemaligen „Deutschen Reich“ rund 10 Millionen „Ausländer“ auf. Vornehmlich waren dies ausgemergelte Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter beiderlei Geschlechts sowie ehemalige KZ-Häftlinge aus West-, Süd- und insbesondere Osteuropa.

Die Sammlung, Versorgung, Kontrolle und Rückführung dieser „Displaced Persons“ („DPs“) in ihre Heimatländer („Repatriierung“) zählte im Frühsommer 1945 zu den dringlichsten Aufgaben der alliierten Siegermächte.

Allein im Stadtgebiet von Soest hielten sich in den ersten Wochen nach Kriegsende um die 35.000 dieser heimatlosen Menschen auf. Sie lebten zusammengepfercht in zehn Lagern, vor allem hier im ehemaligen „Oflag“ sowie in den drei anderen Soester Kasernen. Die allermeisten „DPs“ konnten schon im Sommer des Jahres 1945 „repatriiert“, die kleineren Lager daher zeitnah geschlossen werden.

Im ehemaligen „Oflag“ waren zunächst über 5.000 „DPs“ unter primitivsten Verhältnissen untergebracht. Nach der raschen Heimkehr der internierten französischen Offiziere im Frühjahr 1945 waren dies nacheinander vornehmlich Italiener (bis September 1945), Polen, Ungarn und Jugoslawen. Die letzten Jugoslawen verließen das Lager wohl erst im Jahre 1947.

Ostvertriebene

Ab Mai 1946 trafen einige Tausende Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten im Kreis Soest ein, vornehmlich Schlesier. Rund 1.600 von ihnen wurden im ehemaligen „Oflag“ am Meiningser Weg untergebracht, das nunmehr „O-Lager“ genannt und von der Stadt Soest betrieben wurde.

Die Wohnverhältnisse in den zahlreichen Schlafsälen waren zunächst äußerst bedrückend und die Grundversorgung der Menschen funktionierte nur rudimentär.

Seit 1948/49 besserte sich die Situation zusehends: Zahlreiche Raumteilungen und Dachausbauten ermöglichten ein leidlich individualisiertes Wohnen. Eine einfache Infrastruktur mit Lagerarzt, Kindergarten, Lagerschule, Gaststätte, Geschäften für den täglichen Bedarf und allerlei Kurzweil für Jung und Alt machten das Leben erträglicher.

Im Zuge der Verstärkung der Besatzungstruppen wurde am 6. Oktober 1950 die Räumung des Lagers angeordnet, um Platz für eine belgische Panzereinheit zu schaffen.
Für die Insassen des „O-Lagers“ mussten kurzfristig neue Unterkünfte bereitgestellt werden. Es folgte der in Soest legendäre Neubau der „Südostsiedlung“ von Januar bis Mai 1951. Das im Rekordtempo aus dem Boden gestampfte Wohnviertel war damals angeblich das größte Siedlungsprojekt in der jungen Bundesrepublik. Bereits am 22.5.1951 verließ der letzte Bewohner das „O-Lager“.

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