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Wissenswertes

Soest für „Besserwisser“

10 Fakten über Soest

Warum ist der Sandstein grün? Warum bekomme ich einen Soester Sattel nicht im Reitgeschäft? Und warum stehen in Soest so viele Kirchen auf so engem Raum beieinander? 

Bei unserer Arbeit in der Tourist Information werden wir häufig interessante Dinge gefragt und hören manchmal auch kuriose, heitere und nicht ganz ernst gemeinte Erklärungsversuche. 

Weil uns diese Gespräche so viel Freude bereiten, wir Ihnen die Antworten nicht vorenthalten möchten und damit Sie es schon „besser wissen“, wenn Sie in Soest ankommen, haben wir zehn interessante Fakten zu Soest hier schon einmal zusammengefasst. Und wer weiß: Vielleicht sichert Ihnen die Antwort ja auch irgendwann den großen Gewinn in einer Quiz-Show…?

Soest ist eine Hansestadt?!

Und ob! Hansestädte liegen nämlich nicht zwangsläufig am Meer. Allein in Westfalen gibt es knapp 50 davon, zusammengeschlossen im Westfälischen Hansebund. Das ist sozusagen der „kleine Bruder“ der internationalen Hanse der Neuzeit. Soest liegt verkehrsgünstig am Hellweg, einem der berühmtesten historischen Handels- und Heerwege Deutschlands. Hierauf wurden schon im frühen Mittelalter Waren quer durch Europa transportiert. Und Soest darf sich tatsächlich archivarisch verbrieft „Mutterstadt der Deutschen Hanse“ nennen und zählt damit neben z.B. Köln, Lübeck, Bergen und Visby auf Gotland sogar zu den historisch bedeutendsten Hansestädten. Aber zum Abschluss noch mal kurz zurück zum Wasser: Auch wenn es im 16. Jh. tatsächlich Pläne gab, den Soest-Bach schiffbar zu machen, sucht man Kreuzfahrtschiffe hier heute vergeblich. Wenn schon Nord- und Ostseestrände nicht zum touristischen Angebot gehören - immerhin das „Westfälische Meer“ liegt in der Nähe: So nennt man nämlich den Möhnesee mit seiner wuchtigen Sperrmauer. Als Naherholungsgebiet liegt er nur ca. 12 km entfernt im Arnsberger Wald.

Wie kommt denn das Grün in den Stein?

Die historische Soester Altstadt darf sich stolz als „weltweit einmaliges Grünsandstein-Ensemble“ bezeichnen. Aber was macht den typischen Soester Baustoff, aus dem zahllose, Kirchen, Profanbauten und eine noch fast vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer bestehen, denn so einzigartig grün? Die Antwort lautet: Glaukonit. „Glaukos“ bedeutet nicht nur „blau glänzend“, sondern ist auch der Name einer antiken Meeresgottheit. Denn das Meer hat bei der Entstehung des Soester Grünsandsteins eine wichtige Rolle gespielt. In der Kreidezeit – 20 Millionen Jahre vor dem Aussterben der Dinosaurier – war das heutige Westfalen zu großen Teilen von Wasser bedeckt. Luftdicht abgeschlossen und unter Druck verfestigten sich sandige Sedimente und auf den Meeresgrund abgesunkene Pflanzenteile sowie Anteile des Minerals Glaukonit über Jahrmillionen zu Stein. Eher bläulich wirkt der Stein, wenn er viel Eisen enthält, ein hoher Anteil an Aluminium lässt ihn gelb-grün erscheinen.

Grünsandsteinensemble

Warum bekomme ich einen Soester Sattel nicht im Reitgeschäft?

Soester Sattel

Die Frage, was der Soester Sattel ist, hat es schon bis in die Quiz-Sendung „Wer wird Millionär?“ geschafft und den Teilnehmer auf die falsche Fährte geführt. Aber was ist denn nun die richtige Antwort und warum kann man einen Soester Sattel nicht im Reitgeschäft kaufen? Nun, das liegt daran, dass man sich, um auf dem Soester Sattel Platz nehmen zu können, nicht aufs Pferd sondern auf eine Mauer schwingen muss. Genauer gesagt auf eine typische Soester Grünsandstein-Mauer. Das traditionelle Soester Baumaterial ist so weich und offenporig, dass es unter anderem anfällig für Frostsprengungen ist, wenn Wasser ins Innere sickert. Um Pfützenbildung auf der Mauerkrone und damit die Wahrscheinlichkeit für das Eindringen von Feuchtigkeit ins Mauer-Innere zu verhindern, baute man den Mauerabschluss nicht eben, sondern abgerundet. So läuft Regenwasser an beiden Mauerseiten einfach ab. Außerdem sollte diese Art von Mauer auch besser vor ungebetenen Gästen schützen, da sie beim Klettern schwerer zu überwinden ist. Ganz schön clever die Soester, oder?

Soester Pumpernickel – Eine Geschichte vom Pferd?

Inzwischen ist es in der ganzen Welt bekannt und darf in keinem Feinkostladen fehlen. Zugegeben, der Name Pumpernickel klingt schon recht seltsam, aber mit Butter bestrichen und Käse belegt ist das „schwere schwarze Brot" einfach köstlich.
Und wer hat´s erfunden? – Die Soester. Hier steht nämlich verbrieft die älteste Pumpernickelbäckerei Deutschlands. Und da außerhalb von Deutschland sowieso kein Pumpernickel hergestellt wird, kann man sicher behaupten, dass es sogar die älteste der Welt ist. Die Herkunft des Namens hingegen bereitet den Sprachwissenschaftlern noch Rätsel. Zahlreiche Geschichten ranken sich um seine Entstehung, die bei Stadtführungen oft und variantenreich erzählt werden. So soll Kaiser Napoleon von der Soester Spezialität nicht besonders angetan gewesen sein. Er soll gesagt haben, dass die Westfalen so arm waren, dass sie ihren dunklen Börde-Boden essen müssten und fand „C´est seulement bon pour Nickel“. Also als gerade mal „gut genug für sein Pferd“, das den Namen Nickel trug. Die Soester konnten diese Meinung natürlich nicht teilen, sprachen zudem kein Französisch und verstanden aus dem Ausspruch eben „Pumpernickel“. Auch wenn sie hübsch klingt, wahr ist diese Geschichte wohl eher nicht.

Warum hat man in Soest eine Treppe für Wasservögel gebaut, wenn sie doch fliegen können?

„Enten können doch fliegen, warum also bauen die Soester ihnen eine Treppe?“, fragen sich viele Touristen, wenn sie die weithin sichtbar in Gelb gestrichene Installation am Ufer des Großen Teiches erblicken. Was aber hat es nun wirklich damit auf sich? Das fängt schon mal damit an, dass es sich hier gar nicht um eine Treppe, sondern um eine Wippe handelt. Und diese diente im Mittelalter als ein gern genutztes Strafinstrument für ungezogene Bürger. Allerdings nur für kleinere Vergehen wie z.B. Felddiebstahl. Zur Strafe schor man den Übeltätern die Haare und sie wurden vor aller Augen und zur eigenen Schande in den Großen Teich gewippt. Darum ist das Instrument auch so auffällig gestrichen, Gelb galt nämlich als Farbe der Schande. Zu Schaden ist dabei wohl niemand wirklich gekommen, aber wirksam war die Strafe trotzdem. Seit vielen Jahren haben die Soester Bürgerschützen an diese „Tradition“ wieder angeknüpft und sorgen schadenfreudig dafür, das sich einmal jährlich im Juni drei Soester Bürger (die so genannten „Malefikanten“) über die Wippe in den Teich stürzen müssen Die Begründungen dafür werden vorab in launigen Knittelversen laut verlesen – und sind im einen oder anderen Fall auch schon mal mühsam zusammengesucht. Aber das hat bisher noch niemanden gestört. Es zählt der Spaß an der Sache und inzwischen gilt es quasi als eine besondere Auszeichnung für das Wippen „auserkoren“ zu werden.

Warum sind St. Patrokli und St. Petri so nah beieinander?

Petri und Patrokli

Die Rathausstraße trennt die Kirchen St. Petri und St. Patrokli nur wenige Meter voneinander. Aber warum hat man zwei so imposante Kirchen so dicht beieinander gebaut? Eine mögliche Erklärung scheint schnell gefunden: Die eine ist katholisch und die andere ist evangelisch und schließlich brauchte jede Konfession ja ihr eigenes Gotteshaus. Könnte man meinen… Allerdings war an Luthers Thesen-Anschlag, als die Kirchen um 800 bzw. um das Jahr 1000 herum gegründet wurden, noch gar nicht zu denken. Was also ist dann der Grund für die ungewöhnliche Nachbarschaft? Zur Zeit des Baus der heutigen Kirche St. Patrokli existierte schon eine schützende Stadtmauer. Allerdings war das noch nicht die heutige Wallmauer, und der sogenannte ottonische Stadtkern war wesentlich kleiner als der heutige Altstadtbereich. Neben dem Bau von St. Petri, der bereits stand, verfügte Erzbischof Bruno 965 testamentarisch die Gründung eines Stifts, aus dem später St. Patrokli wurde. Und weil dieses natürlich innerhalb der damaligen Mauer liegen sollte, musste eng gebaut werden, damit es Platz fand. Die Stadt wuchs danach weiter, stand im 12. Jahrhundert in voller Blüte und es entstand die Stadtumwallung, die man noch heute zu fast zwei Dritteln zu Fuß umrunden kann. Die beiden Kirchen aber blieben an Ort und Stelle als über 1000jährige Zeitzeugen stehen.

„Verdoppeln“ Soester Bullenaugen die Sehkraft?

Ein appetitliches Bullenauge ist eine echte Soester Spezialität. „Die Westfalen essen aber auch wirklich alles“, könnte man jetzt denken. Aber nein! Bullenaugen trinkt man und je mehr Augen man zu sich genommen hat, desto verschwommener wird die Sicht. Manche behaupten aber auch, mit Bullenaugen sähe man besser, nämlich irgendwann gleich doppelt. Und das kommt daher, dass diese Spezialität Alkohol enthält. Ein Bullenauge ist nämlich ein Schnaps-Getränk, das 1964 anlässlich einer Bauausschusssitzung der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der damaligen Hellweg-Molkerei erfunden wurde und inzwischen patentrechtlich geschützt ist. Als während der Sitzung der westfälische Korn ausging, versetzte ein findiger Soester einen Edelmokkalikör, den man noch irgendwo im Schrank finden konnte, mit einem Schuss Sahne. Schon bald stellte man fest, dass die Komposition einem Bullenauge glich, das einem aus dem Glas freundlich zuzwinkert. Das „Soester Nationalgetränk“ war geboren und ist von jeher von der „Allerheiligenkirmes“ und anderen Stadtfesten der Region nicht mehr wegzudenken.
Der typische Bullenaugen-Effekt ergibt sich übrigens durch das Ausquellen der flüssigen Schlagsahne im Likör und kommt am besten in Likörschalen zur Geltung.

Bullenauge im Glas

Ist das alles nur geklaut?

Über dem Rathaus wacht die Statue eines jungen Mannes, der an die bekannte Roland-Statue in Bremen erinnert und auch die rot-weiße Stadtfahne mit dem markanten Schlüssel kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Haben die Soester sich da etwa bei der „großen hanseatischen Schwester“ bedient? Nein, da müssen wir uns vehement verteidigen! Der junge Mann im Rathausgiebel heißt Patroklus von Troyes und ist der Soester Stadtheilige. Teile seiner Gebeine ruhen als Reliquien in der benachbarten Kirche, die seinen Namen trägt. Der Schlüssel, der Teil des Soester Stadtfahne und des Wappens ist, das unterhalb der Statue von zwei wilden Männern bewacht wird, gehört allerdings seinem „Vorgänger“ Petrus. Im Mittelalter war es durchaus üblich, Schutzheilige auszutauschen, wenn man sich dadurch mehr Glück oder größere Erfolge versprach. Und so wechselte auch Soest von Petrus, dem die erste Kirchengründung geweiht war, zum heiligen Patroklus. Der Schlüssel als Attribut des Petrus in der Stadtfahne und dem Wappen ist allerdings geblieben. Und das erklärt auch die Ähnlichkeit zum Bremer Pendant: Der heilige Petrus gilt nämlich auch als Schutzpatron des Bremer Doms.

Gab´s da wohl ein Soester Bier zu viel?

Alt St. Thomä

Dass der Turmhelm von Alt St. Thomä nicht ganz gerade ist, ist nicht zu übersehen. Ob der Stadtzimmerer Goebel Styes bei der Errichtung wohl ein Soester Bier zu viel genossen hat? – Wohl eher nicht. Aber warum er nun tatsächlich so schief ist, darüber wird gestritten. Die einen sagen, dass er absichtlich so gebaut wurde, um weniger Angriffsfläche für den harten Westwind zu bieten. Die anderen behaupten, er neigte sich erst später durch Fäulnis im Gebälk. Entsprechende Untersuchungen am Holz unterstützen die zweite These. Historisch falsch ist aber auf jeden Fall die Geschichte, dass er sich sinnbildlich vor den Kölner Erzbischöfen als Landesherren verneigt. Den Turmhelm bekam die Kirche nämlich erst im 17. Jahrhundert aufgesetzt, und da hatte Soest sich im Rahmen der Soester Fehde schon gute 200 Jahre vom Erzbistum Köln losgesagt.

Glück gehabt?

Immer wieder bestaunen Touristen die schöne Soester Altstadt und freuen sich darüber, dass sie scheinbar von Kriegszerstörung verschont geblieben ist. Wenn man heute durch den mittelalterlichen Stadtkern schlendert, könnte man dies auch leicht vermuten. Durch insgesamt 34 Bombenangriffe – den schwersten davon am 5. Dezember 1944 – sowie Artilleriebeschuss wurde die alte Hansestadt im Zweiten Weltkrieg jedoch tatsächlich zu rund 60 Prozent zerstört. Ziel der Angriffe waren vor allem das kriegswichtige Batteriewerk Hagen und der Soester Rangier- und Güterbahnhof, der als Achse zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinland galt. Von Fliegerbomben getroffen wurden unter anderem auch die Kirchen St. Petri, St. Patrokli und St. Thomä. Allem voran der denkmalpflegerischen Planung des Landrats und späteren Soester Bürgermeisters Hubertus Schwartz hat die Stadt ihr „neues altes Gesicht“ zu verdanken. Ihm zufolge musste die Innenstadt von Soest auf altem Grundriss und im alten Stil wiederaufgebaut werden. Dabei sollten vor allem die romantischen Blickachsen nicht verbaut werden. Und das scheint so gut gelungen zu sein, dass man denken könnte, der 2. Weltkrieg wäre an Soest spurlos vorbeigegangen.

Hat Ihnen dieses kleine Frage-Antwort-Spiel eben soviel Spaß gemacht wie uns und haben Sie Lust auf mehr? Noch mehr Fakten für „Besserwisser“ gibt es über die SoesTour-App, die kostenlos für iPhones und Android-Geräte in den entsprechenden Stores heruntergeladen werden kann. Oder nehmen Sie doch mal an einer Stadtführung teil und stellen Ihre Fragen ganz persönlich… Zu erzählen gibt es in jedem Fall genug.

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