Europäisches Mittelalter-Festival mit Mitwirkenden aus 12 Nationen
Am Fuße des Stadtwalls, entlang der Gräfte, wartet ein Heer- und Söldnerlager mit Händlern, Gauklern, Musikanten, Spiel, Spaß und Unterhaltung auf Besucher.
Verschiedene Veranstaltungen stimmen bereits einige Zeit im Voraus auf das Fehde-Wochenende ein.
Die Soester Fehde lebt von dem enormen bürgerschaftlichen Engagement seiner Akteure, von rund 500 Soestern und ebenso vielen Mittelalterfreunden aus der näheren und weiteren Umgebung sowie aus dem Ausland. Verschiedene Vereine haben sich inzwischen gegründet (der größte mit rund 200 Mitgliedern), mit Unterabteilungen wie der Reiterei oder Rittern, nicht zu vergessen die unvergleichlich aktive Kleiderschneiderei, die Soest ihr Eigen nennen darf. Unterstützung erfährt das Ereignis beispielsweise aus den Nachbarstädten Lippstadt, Belecke, Warstein, Arnsberg, Welver und Werl aber auch durch befreundete niederländische Gruppen aus Nimwegen, Kampen und Soest. So werden aus ehemaligen Gegnern Verbündete, die eine ganze Stadt das Mittelalter (er)-leben lassen.
In ihrer Glanzzeit hatte sich Soest nicht zuletzt durch die Förderung ihres Stadtherrn, des Kölner Erzbischofs, zu einer reichen Großstadt entwickelt.
Mit steigendem Selbstbewusstsein versuchte man zunehmend, den Einfluss des Erzbischofs zurückzudrängen, der sich seinerseits bemühte, seine Herrschaft zu festigen und auszubauen.
Die Spannung kulminierte in der Soester Fehde, in der die Stadt den beispiellosen Wechsel von einem Landesherrn zum anderen – vom Kölner zum Herzog von Kleve – vollzog.
Hinter diesen beiden Konkurrenten standen Verbündete, Koalitionen und Söldner; die Beteiligung reichte von Böhmen bis Burgund und verlieh dem Konflikt, in dem nun auch noch Differenzen zwischen dem Papst in Rom und dem (Reform-)Konzil von Basel hineinspielten, eine europäische Dimension.
Mehr Informationen zum geschichtlichen Hintergrund der Soester Fehde finden Sie hier.
Auch heute noch und immer wieder kann man hören und lesen, dass die Soester Fehde (1444 – 1449) der Beginn des wirtschaftlichen Niedergangs und der Schwächung der politischen Macht der Stadt Soest war. Eine solche Deutung unterstellt, dass die Fehde eine oder die wichtigste Ursache des langjährigen Abstiegs der Stadt Soest zu einem kleinen, unbedeutenden Provinzstädtchens war.
Dieser Niedergang ist nicht zu bestreiten. In den eindrucksvollen Schilderungen über die Zustände in Soest während der 20er und 30er Jahre des 19. Jahrhunderts wird dem Leser der Tiefpunkt dieser Entwicklung deutlich vorgestellt.
Und die Fehde hatte in der Tat für einige Zeit negative Folgen für die Stadt und die Bewohner der Börde. Für die Kriegsführung musste die Stadt viel Geld aufbringen, und die Überfälle und Plünderungen in dem Gebiet um Soest kosteten Menschenleben und vernichteten viel bäuerliches Kapital. Langjährige politische Auseinandersetzungen mit Kurköln nach 1449, die bis an den Rand eines neuen Krieges führten, störten den Handel und absorbierten das finanzielle und politische Potential der Stadt beträchtlich.
Und dennoch! All das konnte nicht verhindern, dass die Stadt Soest bis weit in die Reformationszeit hinein – also 100 Jahre nach der Fehde – ein politisch und wirtschaftliche machtvolles Gemeinwesen war, mächtiger und von größerem Ansehen als viele andere Städte im westfälischen Raum. Und sie war neben Wesel die wichtigste Stadt im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg.
Der Niedergang Soests wurde also nicht durch die Fehde ausgelöst, sondern hatte viele andere Ursachen.
Der folgende Aufsatz führt die Beweisführung gegen die Niedergangsthese genauer aus.
Klicken Sie HIER für den Aufsatz gegen die Niedergangsthese von Joachim Grade zum Download.